Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Zum Original (Postskript)
Autor Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Empfänger Trew, Christoph Jacob (1695-1769)
Ort Nürnberg
Datum 4. März 1764[?][1]
Signatur UB Erlangen: H62/TREWBR LOWITZ_GEORG_MORITZ[5
H62/TREWBR LOWITZ_GEORG_MORITZ[4 (Postskript)
Transkription Hans Gaab, Fürth


Wohlgebohrner
Insonders Hoch zu verehrender Herr Hoffrath,
Geneigter Gönner !

Ew. Wohlgeboren werden sich meiner kaum mehr erinnern, da ich schon so lange aus Nürnberg gezogen,[2] und seit dem nur ein mahl beÿ meinen lezten dortseÿn[3] deneselben zu Gesichte gekommen bin. Aber ich erinnere mich noch ganz wohl eines Versprechens welches ich Ew. Wohlgebohrn damals, als ich die Ehre hatte mit meiner Frau in dero teuren[?] Bibliothec zu seÿn, die hiesigen seit meinem Hierseÿn heraus gekommenen Disputationen zu übersenden. Der elende Krieg; das Absterben vieler guter freunde; und verschiedene wichtige Haus Creutze haben mich in Wahrheit verhindert dieses mein Versprechen in Erfüllung zu bringen.

Eben jezt zeiget sich mir eine vortreffliche Gelegen-

[Bl. 1v]
heit, mich nemlicher Schuld zu entledigen. Der Überbringer dieses Herr Doctor Wrisberg,[4] welchen die Königl. Regierung in Hannover auf Reisen sendt, und der nach seiner Zurückkunft gewiß eine Profession erhält, ist mein sehr guter Freund. Er wünschte höchstbegirig mit Ew. Wohlgebohren persönlich bekant zu werden: und bath mich daher heute Ihm doch eine Recommendation an dieselben mit zu geben; da er es weis, daß ich ehemals das Glück u. die Ehre hatte mit Ew. Wohlgebohrn einige Bekantschaft genossen zu haben. Aber was braucht ein Mann für Empfehlung, der sich durch seine gründliche Gelehrsamkeit und Meisterschaften selbst jedermann beliebt machen kan? Und sind Ew. Wohlgebohren nicht selbst der creutzseeligste Menschenfreund, und Schätzer der Gaben eines Menschen? Be¨ydes zusammen lässet mich, ohne Bitten, schon überflüssig hoffen: Ew. Wohlgebohren werden mit diesem meinen guten Freund vergnüget seÿn: Er aber wird vollkommene Genugthuung erlangen. Dieser Hl D. Wrisberg wird die Ehre haben einen Pack

[Bl. 2r]
hiesiger Disputationen Ew. Wohlgebohrn zu überreichen. Ich habe selbige hier[?] für dieselben gesammlet; und[?] es werden vielleicht wenige fehlen, um ganz vollständig zu seÿn. Darf ich gehorsamst bitten, durch jemand, ein Verzeichniß aller in dero Besitze sich befindenten Göttingischen Disputationen machen zu lassen? Mir könte es zugesendet werden. Ich will allsdenn mit dem grösten Vergnügen mich bemühen, die übrigen fehlenden allhier auf zu treiben, und solche Ew. Wohlgebohrn übersenden. Denn ich bin kein Medicus und folglich in der Gelehrten Geschichte dieses Theiles unerfahren. Aber ich werde doch gute freunde darzu gebrauchen können.   Ubrigens wünsche ich daß GOTT Ew. Wohlgebohrn noch viele Jahre gesund und vergnügt erhalten möge! Ich bin mit der grösten Verehrung und Hochachtung

Ew. Wohlgeboren

Göttingen den 4ten April
    1764.

gehorsamster diener Georg Moritz Lowitz
Prof. der Mathematik


P. P.

Weil eben ein Bothe nach Nberg gehet, so habe ich auf Gut befinden des Hl D. Wrisberg den allzu starcken Pack getheilet: und der folgende Theil wird nächster Tage nachkommen. Der Bothe will am 6ten März von hier abgehen.

am 4ten März
    1764.

Lowitz


Fußnoten

  1. Das Postskript ist auf den 04.03.1764 datiert, der Brieftext auf den 04.04.1764. Im Brief bringt sich Lowitz nach langer Zeit bei Trew in Erinnerung, auch spricht er hier davon, dass er durch Wrisberg Disputationen übersenden will. Das Postskript ist somit nach dem Brieftext geschrieben worden. Inhaltlich passt es gut zum Brief. Wahrscheinlich ist der Brief auf den 04.03.1764 datiert, auszuschließen ist der 04.04.1764 nicht.
  2. Lowitz hat Nürnberg 1755 verlassen.
  3. Im Oktober und November 1759 war Lowitz mit seiner Familie und einem Dienstmädchen erneut in Nürnberg. Vgl. sein Schreiben vom 17.08.1763.
  4. Am 4. April 1763 war der berühmte Göttinger Gynäkologe Georg Roederer gestorben. Zu seinem Nachfolger wurde im Mai 1764 Heinrich August Wrisberg (1739-1808) ernannt. Der hatte im März mit einer Dissertation die Doktorwürde erlangt, und trat anschließend eine Gelehrtenreise durch Oesterreich, Süddeutschland, Frankreich und Holland an.

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