Briefwechsel Tobias Mayer


Kurzinformation zum Brief  
Autor Euler, Johann Leonhard (1707-1783)
Empfänger Mayer, Tobias (1723-1762)
Ort Berlin
Datum 15. Mai 1753
Signatur SUB Göttingen: Mayer 15.2 (Nachlass)
Transkription Roth, Erwin: Tobias-Mayer, Leonhard Euler, Briefwechsel 1751-1755. Marbach: Tobias-Mayer Museum 1993, S. 93-94
Euler-Mayer-Correspondence, S. 67-68
Übersetzung Eine englische Übersetzung von Forbes finden Sie hier

Hochedelgebohrner Herr
Hochgeehrtester Herr Professor!


Ewr. Hochedelgeb. aufrichtige Erklärung über den von mir gethanen Vorschlag erkenne ich mit dem schuldigsten Dank, und wünsche nichts mehr als bald solche Ordres zu erhalten, um Ewr. Hochedelgeb. thun zu können, mit welchen Dieselben völlig zufrieden seyn mögen. Die Vollmacht, so mir unser Hr. Praesident vor seiner Abreise hinterlassen, erstrecket sich nicht weiter, als Ewr. Hochedelgeb. 550 Rthl. jährlich zu offeriren, als so viel ie Academische Cassa zu ertragen im Stande ist und auf welche man sicher zehlen kan. Ungeacht ist es nun wie ich gehöreht, allhier nicht, so theur zu leben ist als in Göttingen, und auch durch Lectionen eben so viel apart gewonnen werden kan; über dieses Ewr. Hochedelgeb. die feste Versicherung gegeben werden könnte, bey der ersten Vacanz eine Zulage zu bekommen, weil S.r Könnigl. Majestät Absicht dahin gehet, die Anzahl der besoldeten Mitglieder zu vermindern und hingegen ihre Besoldung beträchtlicher zu machen; so habe mit der heutigen Post doch an unseren Hr. Praesidenten geschrieben, um von Seiner Königl. Majestaet sogleich eine Zulage für Ewr. Hochedelgeb. zu erbitten, welche Sache keine Schwierigkeit haben wird. Inzwischen können Dieselben auf die gemeldten 550 Rthl. sicheren Staat machen, und wofern es Dero Umstände erlaubten damit zufrieden zu seyn, Sich sogleich zur Reise anschicken. Ich zweifel aber nicht die Erwägung Dero besonderen Verdienste und wichtige Entdeckungen, wovon Ewr. Hochedelgeb. mit immer neue Proben geben, werde in kurzem noch eine Zulage von etlichen Hundert Rthl. auswirken. Inzwischen kan ich Ewr. Hochedelgeb. versichern, daß Dieselben allhier so vergnügt leben würden, als man nicht ermangeln wird Dero Verdienste zu erkennen. Insbesondere könnte für mich nichts erwünschters seyn als Ewr. Hochedelgeb. allhier zu besitzen, wie ich auch der Academie keinen wichtigeren Dienst erweisen kan, als derselben zu einer so unschätzbaren Zierrath zu verhelfen. Das hiesige Observatorium, welches Dero Disposition gäntzlich übergeben würde, ist in ziemlich guten Umständen, und auf Dero Vorstellung könnte alles was je noch fehlen sollte leicht angeschafft werden.

Zu Dero so glücklich ausgeführten Monds-Tabellen habe ich die gröste Ursach Ewr. Hochedelgeb. von Herzen zu gratulieren, da ich dieses für die wichtigste Erfindung halte, welche die Astronomie von der Analysi je hat hoffen können, und wovon ich die Schwierigkeiten selbst mehr als zur Gnüge empfunden. Die von dem sogenannten Schumacher erhaltene 139 Observationen kommen von mir, als welche ich mir von dem H. Dr. Bradley ausgebeten.

Den Transitum Mercurii haben wir hier auch beobachtet, sind aber doch durch die häuffigen Wolken gar zu offtdabon gestöret worden. Ewr. Hochedelgeb. haben aber dabeÿ alles weit wichtiges geleistet, da Dieselben daraus die Elementa motus Mercurii so glücklich corrigirt haben. Nun wird es ein leichtes seyn accuratas Tabulas mercuriales zu verfertigen, wovon nur die von Hallley supponierte Excentricität keine correction nöthig hat, welche aber Ewr. Hochedelgeb. leicht herausbringen würden.

Die Zeit nöthiget mich abzubrechen, dahero mit der vollkommensten Hochachtung zu verharren die Ehre habe

Ewr. Hochedelgebohrnen

Berlin, d. 15ten May
    1753.

gehorsamster Diener
L. Euler  



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